107 S-chanf, S-chanf, Sommer 2020.
GIOVANNI, AUGUSTO, ALBERTO, DIEGO & BRUNO.
Wisst ihr es? Wer war wer?
Bei so vielen Familienmitgliedern wird einem Nicht-Kunsthistoriker schon einmal schwindelig. Familie Giacometti stammt aus dem Bergell. Die künstlerische Tradition wurde begründet von Giovanni Giacometti (1868–1933) und Augusto Giacometti (1877–1947), seinem Cousin 2. Grades und Nachbarn. Aber eigentlich könnte man den Usprung der Leidenschaft für Kunst, sogar schon bei Zaccharia Giacometti verorten, der Zeichenlehrer war und Giovanni und Augusto das Malen unterrichtete in der Schule.
Giovanni und Augusto waren als Maler international bekannt. Giovanni Giacometti malte u.a. Selbstbildnisse, Figurenkompositionen, Stillleben und weiträumige Bergeller Landschaften. Dabei nahm er alle modernen Kunstströmungen auf und entwickelte sie weiter, setzte sich intensiv mit Farbe und Licht auseinander und fand seinen eigenen Stil, der von einer leuchtenden Farbensprache geprägt ist. Giovanni zählt zu den Begründern der modernen Malerei in der Schweiz. Was die wenigsten wissen, ist dass er von 1918-21 und 1931-32 der Eidgenössischen Kunstkommission an. Auf ihn zum Beispiel ist zurückzuführen, dass die Schweiz an der Biennale für Kunst in Venedig teilnimmt.
An Ruhm übertroffen wurden sie von Giovannis Söhnen Alberto Giacometti (1901–1966) – der auf der 100er-Note – und Diego Giacometti (1902–1985). Beide lebten ab den 1920er-Jahren in Paris, blieben aber ihrer Bündner Heimat eng verbunden. Seine Gemälde und vor allem seine charakteristischen Skulpturen, die auf Auktionen schon Preise in dreistelliger Millionenhöhe erzielten, machten Alberto Giacometti weltberühmt. Diego Giacometti tat sich vor allem als Designer und Bildhauer hervor. Ihr jüngster Bruder, der kürzlich verstorbene Architekt Bruno Giacometti (1907–2012), war unter anderem am Bau des Zürcher Hallenstadions beteiligt, wie das Pavillon der Schweiz in den Giardini in Venedig.
Alle 5 werden nun in einer Ausstellung in S-chanf vereint.
Aroldo Zevi bringt Werke aller 5 Künstler zusammen unter dem Titel «Giacometti in S-chanf».
Zentral ist eine kleine Figur Albertos, die noch so klein mit ihrer Energie den ganzen Raum einnimmt. Man wagt sich zu fragen, scherzt der Galerist, ob zu diesem Zeitpunkt Albert auf seine Anette böse war. So nannte er nämlich die Skulptur «Femme debout II, Petit Monstre». Ihre Augen scheinen wahrhaftig einen fressen zu wollen… das muss man gesehen haben. Nicht nur für Sammler, sondern auch für Kunstgeschichte Interessierte ist dieses Familienportrait interessant.
Allerdings, den heutigen Zeiten von Corona wegen «by Appointement» .
Galerie 107 S-chanf, +41818540475