Rimessa Castelmur in Stampa/Coltura, 6. bis 20. September 2020.
Die jetzige Ausstellung in der Rimessa Castelmur ist SZENEN AUS DEM LEBEN SEGANTINIS betitelt. Martin Ruch schildert das Leben von Giovanni Segantini anhand von eingehenden Recherchen, die er 1994 während seines Soglio-Aufenthaltes begonnen hat. Seither hat Martin Ruch oft in unserer Gegend gearbeitet und verschiedenste Landschafts- und Personendarstellungen, teils dreidimensional, geschaffen. Er hat originelle Panoramen in der freien Natur gemalt. Deren Luft, Licht und Klima kommt in den Farben und dem fliessenden, eleganten Strich klar zum Ausdruck.
Der Künstler und Illustrator Martin Ruch (1946*) stellt eine Serie von Zeichnungen aus, die das Leben von Giovanni Segantini darstellen, beginnend bei seiner Geburt in Arco um zu seinen Mailänder Zeit, den Jahren in der Brianza, in Savognin und Maloja zu gelangen. Die Zeichnungen hatte Martin Ruch zum Teil für die Ausstellung während der “Festa Segantini” 2016 in Savognin und für die grossartige vierteilige Komposition im Hotel Victoria in St.Moritz (2018) vorbereitet.
Um die Begebenheiten des Lebens von Giovanni Segantini zu vertiefen hat Martin Ruch publizierte und unpublizierte Briefe sowie die Biografien jener, die Segantini noch gekannt hatten, gelesen: der Schriftsteller und Kritiker Franz Servaes, seine Lebensgefährtin Bice Bugatti, der älteste Sohn Gottardo und Giovanni Giacometti. Andererseits hat sich Martin Ruch genau über das tägliche Leben von damals, die Orte und die Freunde Segantinis informiert. Martin Ruch hat mehrmals die Orte aufgesucht, an welchen Giovanni Segantini gelebt und gearbeitet hat. Hier hat Martin Ruch acht grosse Leinwandbilder mit Acryl gemalt: Die Sicht von Arco mit dem Fluss Sarca in Richtung von Segantinis Geburtshaus, die Navigli in Mailand, die Brianza mit dem Lago di Pusiano und der Alpweise in Caglio, die Alp Tigiel oberhalb von Savognin, Tombal oberhalb von Soglio und der Muottas Muragl und der Munt da la Bês-cha mit der Segantini-Hütte.
Martin Ruch unterstreicht, dass in den Briefen Segantinis, den Biografien und Fotografien der Zeit Segantinis oder jener, die Segantini noch persönlich gekannt haben, nichts Trauriges steht. Sogar die Kindheit und Jugend Segantinis – die oft als nur sehr schwierig geschildert wird – ist reich an schönen Momenten, liebevollen Szenen, Leuten, die ihn gern hatten: Sein Vater, der ihn nach dem Tod der Mutter nach Mailand zur Halbschwester Irene bringt, die Mönche im Institut Marchiondi, die ihm Schreiben und Lesen beibringen und auch sein künstlerisches Talent entdecken etc.
Die Illustrationen von Martin Ruch erlauben es, das Ambiente der Freunde und auch der Orte Giovanni Segantinis genauer zu erfassen und vor allem Emotionen zu vermitteln: Die Zärtlichkeit im Umgang mit Bice und seiner Familie, die Freude seines Künstlerfreundes Emilio Longoni beim Anblick des neugeborenen Gottardo, die Arbeit Giovanni Segantinis vor der Staffelei – meist in Begleitung – in der Landschaft oder im Atelier, die „grossen Momente“ wichtiger Anlässe mit dem Komitee für das Engadiner Panorama oder bei der Übergabe der Goldmedaille für das Bild “Rückkehr in die Heimat” an der 1. Kunstbiennale in Venedig (1895). Bei der Betrachtung des Lebens Segantinis in Martin Ruch’s Bildgeschichte entdeckt man etliche neue Details des Lebens und des Kontextes, deren man sich oft gar nicht bewusst war. (Text: Dora Lardelli)
Die Ausstellung “Szenen aus dem Leben Segantinis” in der Rimessa Castelmur in Stampa/Coltura ist bis 20. September 2020 von Mittwoch bis Sonntag 15.00-17.00 Uhr offen. Der Künstler ist oft anwesend.
Information: Comitato Rimessa Castelmur, Tel. 079 371 35 94, dora.lardelli@bluewin.ch