Plattner & Plattner Gallery, Pontresina, 11. Juni – 30. November 2021.
Kunst ist funktionslos – unter dieser Prämisse verhandelt das Künstlerpaar Gabriela Gerber und Lukas Bardill ihre Auseinandersetzung mit Ställen im alpinen Raum. Das Motiv des nicht mehr gebrauchten Stalls ist Protagonist der Ausstellung. Viele ihres ursprünglichen Zwecks entledigten Gebäude entwickeln in der Landschaft als skulpturale Objekte eine neue Qualität. Die «Art Gallery» von Plattner & Plattner in Pontresina zeigt einen breiten Ausschnitt aus dem Oeuvre des Künstlerduos.
Zu entdecken gibt es Werke aus vier Fotoserien.
«Avenue, 2011» ist eine röntgenartige Bestandesaufnahme von bretterverschlagenen Schuppen. Ihre Unzulänglichkeit verursacht ein filigranes Lichtspiel, das die Ställe mit einem Mal in undichte Laternen verwandeln lässt.
Als «Schlipf, 2014» rutscht ein nachgebildeter Stall aus Knete in sich zusammenfallend zum Bild hinaus. Wird das Altern und Zusammenbrechen von Gebäuden bisweilen mit aufwändigen Mitteln ausser Kraft gesetzt oder durch eine rasche und gründliche Entfernung vorweggenommen, interessieren sich Gabriela Gerber und Lukas Bardill für den kaum sichtbaren aber andauernden Prozess des Zerfalls.
Die dritte Serie, die in Pontresina gezeigt wird, ist «Stanzer Ställe, 2010». Ein Inventar, das 160 Gebäude auf der Wiese entlang des Bahndammes bei St. Anton in ihrer langjährigen Nutzlosigkeit ins Bild setzt. Einmal ist es die Plastikfigur mit Hut vor der Bretterfassade, die den Schuppen in eine surreale Konstellation kippen lässt. Häufig ist es auch das blosse Dasein der kleinen, silberfarbenen Holzhütten, die, vollgespritzt mit Mist, den immer schwereren Dungmaschinen bescheiden und tapfer trotzen.
Und dann ist in einer spärlich erhellten Ecke die «Heidialp», 2010, zu entdecken. Über das Treiben im Innern des Hüttchens bieten sich verschiedene Spekulationen an. Gerber und Bardill arbeiten in voralpinen und alpinen Landschaftsräumen und untersuchen deren wirtschaftliche Nutzung auf ihren ästhetischen Gehalt. Ihr Interesse an landwirtschaftlichen, touristischen, kulturellen und sonstigen zivilisatorischen Eingriffen in die Umgebung transformieren sie in Videos, Fotografien, Trickfilme und Installationen.
Sie sind mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem SAC-Kunstpreis 2020, dem Anerkennungspreis des Kanton Graubündens 2019 und dem Swiss Art Award 2004.