Von Bartha S-chanf, S-chanf, 27. März – 29. Mai 2021.
Seit letztem Samstag zeigt die Basler Galerie Von Bartha in ihrem S-chanf Space eine besonders erwartete Ausstellung: „Olaf Breuning: Big Drops“. Erst vor Kurzem hatten die Von Barthas die Repräsentation des in Upstate New York lebenden Schweizer Künstlers Olaf Breuning angekündigt. Sofort wird auch gezeigt, warum sie eine Zusammenarbeit ersehnten, anstrebten und angingen. Ein Interview mit Stefan Von Bartha.
„man sollte sich wirklich Zeit nehmen, Olaf (wieder) zu entdecken.
Es ist die Reise wert nach S-chanf“
Aktuelle Eindrücke aus der Ausstellung in S-chanf
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Im Engadin ist Olaf Breuning (*1970 in Winterthur) ein Name, der kleingeritzt auf Schlüsselanhänger und grossgeritzt im Herzen der Kunstliebhaber steht. Gäste, die das Castell Zuoz frequentieren, kennen die Schlüsselanhänger, die Olaf Breuning 2011 in einer Aktion kreierte und die heute noch in Gebrauch sind. Auch hängen Fotoarbeiten von Breuning in der permanenten Sammlung im ersten Stock.
Schlüsselanhänger, Olaf Breuning,
Castell Zuoz, 2011
Marylin #7, Olaf Breuning,
Castell Zuoz, 2010
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Andere kennen Breuning als Künstler, der stets wichtige Themen zum schmunzeln verpackt. Mit seinem berühmten Sinn für Humor reflektiert er über wichtige Gesellschafts-, Umwelt- oder politische Themen, wie dem Klimawandel.
Der Schweizer multidisziplinäre Künstler Olaf Breuning lebt und arbeitet in Upstate New York und arbeitet zwischen Performance, Photographie, Film, Skulpturen und Zeichnungen.
Save the Climate!, Olaf Breuning, 3-d foundation
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Die Galerie Von Bartha ist überzeugt: „Olaf Breuning wird in den nächsten Jahren zu den wichtigsten Wiederentdeckungen der Schweizer Kunstszene zählen“. Wieso ? Es wurde tiefstgründig nachgefragt!
Interview Carolin A. Geist
First Plant, Olaf Breuning, 2020
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St.Moritz Art News: Stefan, wann ist Dir zum ersten Mal der Name Olaf Breuning über den Weg gelaufen?
Stefan Von Bartha: Ich bin eigentlich schon sehr früh auf Olaf gestossen. In den 1999er und 2000er Jahre, als ich durch Zürich zog und meine Tours machte, war schon extrem viel los um Olaf Breuning und das ist mir mit 18-19-20 Jahren schon damals sehr aufgefallen: Es war dazumal eine Position, die ich sehr sehr spannend fand, die sehr stark den Zeitgeist getroffen hat – aber auch sehr klar eine Zugehörigkeit zu einer gewissen Szene bedeutete, die dann noch eine ganz andere Welt für mich war.
Life, Olaf Breuning, 2020
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SMAN: Stefan, was macht ihn in Deinen Augen einzigartig ?
SvB: Das ist eine schwierige Frage. Was ich an ihm einzigartig finde, ist sicherlich dieser Wandel. Er hat es wirklich geschafft, in verschiedensten Werkgruppen, oder in verschiedenen Momenten, den Zeitgeist zu treffen, aber auch etwas zu machen, das eine ganz eigene Sprache entwickelt: Einerseits, durch diese unglaublichen Fotoserien, die er gemacht hat, aber auch seine Performance Arbeit, und später diese installativen Werke und dann noch diese unglaublichen Wolkenarbeiten – die auch in New York, beim Central Park gezeigt wurden.
„Olaf Breuning hat damals schon eine ganz eigene Sprache entwickelt“
Es war dann kurz etwas ruhig um ihn geworden und nun, in diesen neuen Werken ist die Technik an sich einzigartig. Es ist zwar einerseits eine sehr alte, traditionelle Technik, allerdings in dem Kontext, in der Umsetzung und in dieser Sprache zu Olaf Breuning als Olaf Breuning, finde ich es sehr einzigartig.
Clouds, Olaf Breuning, Central Park New York, 2013
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SMAN: Wie kamt Ihr (Von Bartha) dazu ihn zu repräsentieren?
SvB: Es gab einmal ein sehr entspanntes Gespräch, alles über Telefon oder Zoom in Zeiten von Corona. Ich habe mich auf Grund von zwanglosen Impulsen wieder erneut mit seinen Arbeiten auseinandergesetzt, und dann diese wahnsinnig tolle Woodcut Arbeiten gesehen – etwas, was für mich etwas Überraschendes war, etwas Neues – etwas Einzigartiges. Als sich dann Möglichkeit gezeigt hat, mit Olaf zu arbeiten, habe ich das dann weiterverfolgt.
„diese wahnsinnig tolle Woodcut Arbeiten sind für mich etwas Überraschendes, etwas Neues – etwas Einzigartiges“
The Sun, Olaf Breuning, 2020
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SMAN: Reiht er sich in Euren Positionen ein – oder rundet er sie auf ? Inwiefern ?
SvB: Ob er sich einreiht, ist eine spannende Frage, da sich die Galerie seit einem gewissen Zeitpunkt doch sehr verändert im Sinn von … wir versuchen proaktiv Reibungspunkte in unserem Programm zu kreieren. Damit das Programm nicht monoton wird. Damit wir immer wieder neue Spannungspunkte setzen können. Deshalb denke ich, dass Olaf eine sehr wichtige Position ist ’neben‘ Superflex, neben Christian Andersson, neben Athene Galiciadis. Da denke ich auch eben an Marina Adams, mit der wir anfangen werden zu arbeiten – das braucht die Galerie unbedingt. So reiht es sich vielleicht eben in diese Strategie ein.
Aber ich glaube auch, dass wenn man jetzt die Ausstellung sieht im Engadin, da gibt es die eine oder andere Arbeit, die fantastisch gut funktioniert mit den neuen Werkgruppen von Imi Knoebel– oder mit den Glasarbeiten von Ana Dickinson. Deshalb nimmt er bei uns auch eine sehr wichtige Position ein.
„wir versuchen proaktiv Reibungspunkte in unserem Programm zu kreieren. Damit das Programm nicht monoton wird“
SMAN: Wie unterscheidet sich eine neue Zusammenarbeit mit einem Künstler «in diesen besonderen Zeiten der Pandemie» von sonstigen Abläufen, zumal mit einem Künstler, der darüber hinaus im Ausland lebt?
SvB: Seit der Pandemie ist die Zusammenarbeit sicherlich sehr viel digitaler – beziehungsweise auch anders: Man hat nicht das Erlebnis des sich Live-Treffens, somit ist auch der Diskurs ein anderer. Seit der Pandemie haben wir uns nicht live gesehen. Weil er uns allerdings schon länger kannte, und wir ihn ebenfalls schon länger kennen, aber nicht in der Form einer Zusammenarbeit – funktionierte das mit den Zoom Calls wirklich sehr gut. Und durch die sehr, sehr vielen Gespräche und Calls ist die Beziehung obwohl aktuell digital, nicht weniger intim.
In einem Video für das Hirshhorn Museum, zeigt Olaf Breuning sein Studio in Upstate New York und seine neue Woodcut Technik.
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SMAN: Stefan, seitdem Du Direktor bist, scheint Ihr proaktiv Euer Programm zu verjüngen und Künstler zu vertreten, die auch zugänglicher für junge Sammler sind – ist das gewollt oder nur mein Eindruck ?
SvB: Ja es ist sicherlich einerseits gewollt, mit der Verjüngung des Programms, aber neue Impulse sind viel mehr: die Idee ist, in einem Betrieb, der doch schon 50 Jahre dabei ist, neue Impulse zu setzen. Ich habe auch gespürt, dass die Galerie etwas machen muss, um immer wieder wahrgenommen zu werden – in einem Kontext für junge Sammler und Sammlerinnen – aber auch, dass das Programm mehr Mischung, Reibungspunkte, Spannungspunkte aufbauen muss – das war für mich ein sehr wichtiger Aspekt.
Das heisst, wir wollen in allen Alterskategorien, in allen Disziplinen, sowie auch in verschiedensten Richtungen das ausbauen. Wir haben letztes Jahr zum Beispiel auch den Barry Flanagan Estateaufgenommen- wir sind an einem sehr «uniquen» Galerienprogramm interessiert –, weil ich das Gefühl habe, besonders wenn man sich in der Schweiz bewegt, dass sich sehr viele Galerien ähnlich anfühlen, und das versuchen wir ein bisschen zu durchbrechen: einerseits haben wir den Vorteil, dass wir in Basel sind: wir sind nicht die Züricher Galerien Szene, wir sind eine eigene Geschichte in Basel. Zweitens, haben wir ein Alter das sehr unique ist, neben wahrscheinlich der Galerie Stampa, und wir haben dadurch die Möglichkeit, sehr viele spannende jüngere und besonders ältere Positionen zu setzen.
Von Bartha hat letztes Jahr den Barry Flanagan Estate aufgenommen
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SMAN: Was gefällt Dir persönlich besonders an Olaf Breunings Person / seinem Schaffen ?
SvB: Die Geschichte ! Er als Typ ist wahnsinnig sympathisch. Er ist ein extrem cooler Mensch. Ich freu mich sehr darauf, wenn ich wieder in die USA reisen kann, oder er in die Schweiz.
Was mir aber besonders gefällt, ist, wie ich auch anfangs sagte: dieser Moment – rund um die Jahre 2000, wo es „wirklich viel Olaf gab“. Überall war Olaf, Olaf, Olaf – viele verschiedene Disziplinen – alles immer wieder wirklich gross, und auch eindrücklich. Und eigentlich war es die letzten paar Jahre wirklich sehr viel ruhiger um ihn geworden.
Mit diesen Woodcut Paintings – mit dieser neuen Sprache – mit diesem neuen Werkzyklus – ich bin überzeugt, dass Olaf eine neue starke Renaissance in der Schweizer Szene erleben wird. Und das gefällt mir ganz gut, dass wir das gemeinsam tun können.
„Olaf Breuning ist als Typ wahnsinnig sympathisch“
„Ich bin überzeugt, dass Olaf eine neue starke Renaissance in der Schweizer Szene erleben wird. Und das gefällt mir ganz gut, dass wir das gemeinsam tun können.“
Butterfly 2, Olaf Breuning, 2020 / Human and Fire, Olaf Breuning, 2020
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SMAN: Kann man sagen, Ihr unterstützt proaktiv Quereinsteiger in der Malerei? (Mike Miré, Olaf Breuning …?)
SvB: Nein – eigentlich würde ich sie nicht als Quereinsteiger bezeichnen. Eher interessieren mich die verschiedenen „Heritages„. Mike Miré bekleidet diese ‚Artistic Director‘ Identität, aber eigentlich ist er genauso Künstler, wie etwas anderes. Wir finden es eben sehr wichtig zu zeigen, dass Menschen verschiedene Identitäten haben können: nicht nur Künstler zu zeigen, die klassische Maler sind, wie man es vielleicht romantisch in Erinnerung hat – vom Maler, der in seinem Studio steht, seine Bilder malt und sie dann abholen lässt. Wir finden es wichtig, Leute zu zeigen, die ganz anders funktionieren. Allerdings ist Olaf in ganz klassischer Künstler wiederum. (Lacht.)
SMAN: Seine Woodcut Paintings: Paintings ? Performance ? Entertainment ? Poetry ?
SvB: Bei seinen Woodcuts geht es ihm, glaube ich, einerseits um die Technik selbst – dem Entdecken dieser in Vergessenheit geratene Technik – dieses Einzigartige, das man dadurch produzieren kann –, aber in den Arbeiten selbst geht um Themen der Zeit: die Natur, die geopolitische Themen, um klimatechnischen Fragen. Es ist aber auch so, dass alles, was in diesem Kontext passiert, in der Realität sehr negativ behaftet ist. Wie er auch selbst sagt «he is an optimist» – und er möchte auch einen optimistischen Blick auf diese Themen zulassen –, so dass die Bilder eine Farbigkeit haben, schon fast fröhlich sind, oder ein Schmetterling vorkommt. Das heisst, auf der einen Seite steht die ernste Thematik, auf die er in seiner Eigenschaft als Künstler hinweisen will, auf der anderen, sein «optimistic eye».
„Olaf Breuning möchte einen optimistischen Blick auf ernste Themen zulassen“
Sunset, Olaf Breuning, 2002
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SMAN: Olaf Breuning scheint sich sehr explizit in dieser Werkserie mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur zu beschäftigen. Und trifft damit den Nerv der Zeit: Kunst zu schaffen, die farbenfroh gute Laune ins Gesicht zaubert, aber die doch auch tiefgründig die zurückbesinnenden Gedanken einer Kollektivtrübseligkeit aufgreift. Wie kam er zu diesem Naturthema?
SvB: Das Naturthema hat auch etwas mit seiner persönliche Situation zu tun – er ist von New York, dieser sehr aktiven und turbulenten Stadt, aufs Land hinausgezogen – und hat in dieser Natur ein völlig neues Set-up gefunden. Seine Privatsituation hat also einen sehr starken Einfluss darauf gehabt, die Natur sehr stark erneut zu thematisieren. Dazu gibt auch wunderbare Videos, in denen man ihn in seinem Garten sieht, und versteht, wie er mitten in der Natur, in the Middle of Nowhere sitzt- von dort kommt der ganze Einfluss.
„Seine Privatsituation hat also einen sehr starken Einfluss darauf gehabt, die Natur sehr stark erneut zu thematisieren“
SMAN: Was hat es mit Olaf Breunings Tagebuchartigen Smileys aus sich – Instragram Performance?
SvB: Ha – Instagram – darüber machen sich viele Künstler Gedanken – zum Beispiel, welche Strategie anzuwenden ist. Ich finde es eigentlich ziemlich cool, wenn ein Künstler eine sorgfältig kuratierte Instagram Seite hat, wo es „nur um diese Smileys geht“. Es ist fast eine eigene Sprache, um Arbeiten indirekt zu zeigen – ohne, dass es Arbeiten über Olaf sind. A very well curated Instagram Profile !
www.instagram.com/olafbreuning
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SMAN: One last word to Olaf?
SvB: Ich glaube, dass dieser ‚Renaissancemoment‘ eine sehr schöne Begrifflichkeit ist, die mich sehr bewegt. Man muss die Bilder unbedingt live sehen – die Bilder haben wirklich nochmals so eine andere Aura, aber auch Patina, und auch Stärke, vor Allem mit diesen dick aufgetragenen Farbschichten – das nimmt einen richtig ein. Man sollte sich genügend Zeit nehmen, Olaf (wieder) zu entdecken. Es ist die Reise wert nach S-chanf: es ist eine Position, auf die man sich wieder gefasst machen soll. Das fängt bei Olaf nämlich jetzt erst richtig an: ich glaube, da kommt noch Einiges ! Man merkt auch, wenn man mit ihm spricht: er hat so einen Drive, er hat so eine Energie, und das ist in diesen Zeiten ein ganz tolles Zeichen. Und ich freue mich sehr auf alles, was da kommt!
„Man sollte sich wirklich Zeit nehmen, Olaf (wieder) zu entdecken.
Es ist die Reise wert nach S-chanf“
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