The Essence: Daniel Meuli

Punkt 70, Champfèr, 31. Juli – 25. November 2021.

Daniel Meuli

Essenz, die

Substantiv, feminin

Definition:

das Wesentlich[st]e, Wesen (1a); der Kern

Mein Zuhause ist das Engadin. In dieser imposanten Bergwelt lebe ich seit meiner Kindheit. Die raue Land- schaft hat mich geformt wie eine äussere Erziehung und berührt mich stets zutiefst. Ihre Ecken und Kanten zeigen unsere Grenzen auf. Es sind diese prägenden Begegnungen mit der Natur, die eine tiefe Ehrlichkeit in sich tragen, welche ich in meiner Arbeit wiedergeben möchte. Eine vergleichbare Direktheit habe ich in der analogen Fotografie gefun- den. Das Licht trifft unverfälscht auf Papier und wird für die Ewigkeit darauf festgehalten. Dabei entstehen wahre – authentische – Unikate. Grossformatige Bilder, die zum kontemplativen Betrachten und kindlichen Wiederentdecken einladen.
Als ich mich entschieden habe meine Heimat in diesem übergroßen, analogen Format festzuhalten waren mir die Di- mensionen der dazu passenden Kamera noch nicht wirklich bewusst. Als meine selbstgebaute, begehbare Kamera die Größe eines Pferdetransporters annahm, wurde sie wortwörtlich zu meinem kleinem „Pied-à-Terre“.
Doch bilden, wenn man ehrlich ist, Landschaften nur Eindrücke – sie sind der Blick der langsam streift und voller Emotionen inne hält. Um das Wesen von Allem zu erkunden, muss man von der Makro-Ebene zur Abstraktion, zum Element sich heranwagen.
So wie der Physiker, der versucht den Weltall zu erklären, ihn aufbricht, und sich mit Quarks und Strings beschäftigt, frage ich mich: Woraus besteht das Engadin eigent- lich? Schon aus weissen Bergen, Wäldern und Seen. Doch was sind die grundlegenden Engadiner Kern- elemente und was prägt ihre Beschaffenheit und ihren Wandel? Schnee. Wasser. Die Lärchennadel. Alle spielen sie mit dem Licht, alle fürchten sie, dass der Mensch ihr Wesen zerbricht.

Der Wassertropfen, der Fingerabdruck von Mutternatur.


Entrissen aus den Flüssen und Seen, aus den Adern und Organen der Landschaft des Engadins. Wie funktioniert der Körper des Engadins? Wo atmet und reinigt er sich, um sich so herrlich der Menschheit zu zeigen. Mal legt er seine Schnee-robe an, aus funkelndem Eis, mal seinen goldenen Mantel aus Lärchen. Doch immer lebt das Engadin – als Garten des Inns – geboren um die Quelle selbst des Inns – von seinen Flüssen, Seen und Niederschlägen – die nicht nur die Menschen entzückt und bespassen, ihren Durst nach Magie speisen und stillen- jeder Wassertropfen ist es, der die Menschen ganz konkret am Leben erhält. So klein und doch so mächtig, so unverzichtbar, der Wassertrop- fen ist das Element schlechthin des Ecosystems Engadin, ohne welches, das Engadin gar nicht wäre. Inne zu halten und die Stärke und Herrlichkeit eines Tropfens zu würdigen – heisst auch inne halten und sich auf das Wesentliche
zu besinnen. .das Wesentliche zu besinnen.

Die schönheit einer Fotogrammes

Entrissen aus den Flüssen und Seen, aus den Adern und Organen der Landschaft des Engadins. Wie funktioniert der Körper des Engadins? Wo atmet und reinigt er sich, um sich so herrlich der Menschheit zu zeigen. Mal legt er seine Schnee-robe an, aus fun- kelndem Eis, mal seinen goldenen Mantel aus Lärchen. Doch immer lebt das Engadin – als Garten des Inns – geboren um die Quelle selbst des Inns – von seinen Flüssen, Seen und Niederschlägen – die nicht nur die Menschen entzückt und bespassen, ihren Durst nach Magie speisen und stillen- jeder Wassertropfen ist es, der die Menschen ganz konkret am Leben erhält. So klein und doch so mächtig, so unverzichtbar, der Was- sertropfen ist das Element schlechthin des Ecosystems Engadin, ohne welches, das En- gadin gar nicht wäre.