Zusammen-splitternde Rollen: Jachen Canal im Vonzun Turm Ardez

ZUSAMMEN-SPLITTERN. 

Zusammensplittern : dieses Wort gibt es gar nicht, so wenig es die Kunst gab, die Jachen Canal erschuf. In Ardez zeigt aktuell eine Kunstausstellung bemalte interaktive Rollen, verfilmte bemalte interaktive Rollen und unbewegte Bilder, die bemalte interaktive Rollen darstellen. 

Kunst im «Vonzun Turm»
Im unterengadiner 425-Seelendorf Ardez, das sich langsam einen Schweiz-weiten Namen macht für seine 4 beeindruckenden zeitgenössische Kunstspaces (Galerie Urs Meile, Curuna Ardez, Fundaziun Not Vital und Chasa Adam Eva), gibt es auch noch einen fünften nicht privaten Kunstausstellungsort: den «Vonzun Turm» auch genannt «La Parschun». 
Zusammen mit der Burg Steinsberg gehört er zu den ältesten noch vorhandenen Gebäuden des Dorfes Ardez. Andere im Altertum erwähnte Wohntürme sind eingestürzt oder in Wohnhäuser einverleibt worden. Urpsrünglich wurde der Turm vermutlich von einer adligen Familie um das Jahr 1250 erbaut. Das heutige flache Pyramidendach ist eine moderne Konstruktion aus dem Jahr 1930. Wer den Turm urpsrünglich erbaut hat, kann nicht nachgewiesen werden. Um 1570, zur Zeit Chiampels, gehörte der Turm den Planta und ging erst später in den Besitz der Vonzun über. Projekte für eine Umnutzung des Turmes durch die Pro Ardez und später durch die Stiftung Vonzun wurden aus finanziellen Gründen nicht realisiert. So entschloss sich die Gemeinde, den Turm vor dem Zerfall zu bewahren und das Innere einigermassen in Stand zu stellen, um diesen der Bevölkerung zugänglich zu machen. Aktuell wird dort Kunst gezeigt. 

Bemalte interaktive Rollen, verfilmte bemalte interaktive Rollen und unbewegte Bilder, die bemalte interaktive Rollen darstellen
Jachen Canal war Architekt. Als solcher hatte er viele Rollen in seinem Büro stehen. Nun ist er pensioniert, doch die Rollen begleiten ihn weiter. Sie haben sich in seinem Schaffen einverleibt, nicht mehr als Material für Architekturpläne, sondern als Bestandteil von Bildern: Bewegtbildern und unbewegter Bilder… 

Ist es denn nicht so, dass das Auge und der Verstand erst recht einen Einheit sich herbeiwünschen, wenn diese auf die Probe gestellt wird? Jachen Canal bemalt die Aussenseite von Rollen, die er sorgfältig aneinander reiht. In nur einer aufeinander abgestimmten Position, verschmelzen alle «Teilbilder» zu einem Ganzen. Dreht man nur leicht, zerbröckelt die Einheit, dreht man weiter splittern sie irgendwann wieder zusammen. 
Auf mehren Etagen zeigt Canal unterschiedliche Studien – aus Zeichnungen, Gemalten, und sogar Film. Immer erforscht er diese Zer- und Zusammenspliterung von Landschaftseindrücken. Mal erkennt man sehr deutlich einen Unterengadiner Kirchturm, mal ist die Berglandschaft fiktiv. Mal Zeichnet er einen fiktiven Moment einer sich ausgedachten Position an Rollen, mal verfilmt er sie und lädt den Zuschauer ein, performativ mitzuspielen. Subtil verbindet Canal seinen beruflichen Werdegang des Architekten, mit seiner Leidenschaft der Kunst – subtil lässt er Engadiner Dorfportraits mit innovatier Technologie zusammenspielen. Ist nicht das ganze Leben eine Zusammensplitterung ? 

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. August zu besuchen. 
www.rollingart.ch